Der Mainstream überbietet sich tagtäglich, um den Menschen kreativ zu erklären, weshalb weltweit vor allem junge Menschen plötzlich und unerwartet tot umfallen, die kurz zuvor noch beschwerdefrei und gesund waren. So genannte Experten haben eine Studie im British Medical Journal veröffentlicht, die belegen soll, dass die weltweite Herzinfarkt-Epidemie die Folge industriell hergestellter Süßstoffe wäre. Dass diese ungesund sind, steht außer Frage, aber wo ist der Zusammenhang?
Künstliche Süßstoffe gibt es seit teilweise über 100 Jahren, wie Saccharin, das 1878 erfunden wurde. Zu diesen Stoffen zählen außerdem Cyclamat, Saccharin-Cyclamat-Gemische, Aspartam, Acesulfam, Neohesperidin DC, Thaumatin. Ganz plötzlich würden diese, ab dem Jahr 2021, bei jungen Menschen für Herzprobleme wie Herzmuskelentzündungen und Herzinfarkte sorgen. Das erscheint manchen „Experten“ als wahrscheinlicher, als sich anzusehen, was seit 2021 weltweit vielleicht noch die Gesundheit von Menschen beeinträchtigen könnte.
So berichtet z.B. das kritische Alternativmedium Slay News über eine Großstudie aus Frankreich, deren Autoren zum Schluss gekommen wären, dass künstliche Süßstoffe an den zahlreichen Herzproblemen schuld wären. Das Magazin leitet mit folgenden Worten ein:
Da Länder auf der ganzen Welt in den letzten zwei Jahren eine steigende Zahl von Herzinfarkten und plötzlichen Todesfällen verzeichneten, behaupten „Experten“, dass künstliche Süßstoffe daran schuld sind.
Dabei sind die verlinkten Artikel so interessant, dass wir sie nochmals extra hervorheben möchten. Einerseits wird über Australien berichtet, wo Menschen in nie da gewesener Zahl sterben, andererseits bezieht man sich auf Deutschland, wo die „plötzlich und unerwarteten“ Todesfälle explodieren. In dieser drastischen Wortwahl finden sich Nachrichten hierzulande eher selten bis nie – und wenn, dann mit exotischen Begründungen.
In der Studie „Artificial sweeteners and risk of cardiovascular diseases: results from the prospective NutriNet-Santé cohort„, publiziert im BMJ, ging man anhand von 103.388 Teilnehmern aus Frankreich der Frage nach, ob künstliche Süßstoffe das Risiko für Herzkrankheiten erhöhen.
Die Ergebnisse dieser groß angelegten prospektiven Kohortenstudie deuten auf einen möglichen direkten Zusammenhang zwischen einem höheren Konsum künstlicher Süßstoffe (insbesondere Aspartam, Acesulfam-Kalium und Sucralose) und einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen hin.
Aspartam wurde übrigens im Jahr 1965 entdeckt, Acesulfam im Jahr 1967 und Sucralose im Jahr 1976. Wie es sich ausgehen soll, dass diese Stoffe ausgerechnet jetzt, in den Jahren 2021 und 2022 zu besonders vielen Herzproblemen und Herztoden, vor allem unter jungen Menschen führen sollen, bleibt das Rätsel der „Experten“ und Medienmacher.
Faktum ist aber sicherlich, dass industriell gefertigte Nahrungsmittel, im Speziellen auch diverse chemische Süßstoffe, der menschlichen Gesundheit nicht zuträglich sind. Die seit Jahrzehnten zu beobachtende Adipositas-Epidemie in den USA ist sicherlich darauf zurückzuführen. Wir gehen aber trotzdem eher davon aus, dass die vielen Herztoten seit 2021 aus anderen Gründen zu beklagen sind.
Nachfolgend noch die maschinenübersetzten Ergebnisse der Studie. Aus unserer Sicht sind zwei Dinge zu beachten: Erstens, dass nachgewiesen wurde, dass Süßstoffe das Risiko für Herzprobleme massiv erhöhen. Zweitens, dass die seit so langer Zeit eingesetzten Süßstoffe nicht in einem kausalen Zusammenhang mit der aktuellen Übersterblichkeit zu setzen sind.
Die Gesamtaufnahme von künstlichen Süßstoffen war mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden (1502 Ereignisse, Hazard Ratio 1,09, 95 % Konfidenzintervall 1,01 bis 1,18, P = 0,03); Die absolute Inzidenzrate bei Verbrauchern mit hohem Konsum (über dem geschlechtsspezifischen Median) und Nicht-Konsumenten betrug 346 bzw. 314 pro 100 000 Personenjahre. Künstliche Süßstoffe wurden insbesondere mit dem Risiko für zerebrovaskuläre Erkrankungen in Verbindung gebracht (777 Ereignisse, 1,18, 1,06 bis 1,31, P = 0,002; Inzidenzraten 195 und 150 pro 100 000 Personenjahre bei höheren bzw. Nichtkonsumenten). Die Einnahme von Aspartam war mit einem erhöhten Risiko für zerebrovaskuläre Ereignisse verbunden (1,17, 1,03 bis 1,33, P = 0,02; Inzidenzraten 186 bzw. 151 pro 100 000 Personenjahre bei Personen mit höherer bzw. Nichtkonsumierung), und Acesulfam-Kalium und Sucralose waren mit einem erhöhten Risiko verbunden Risiko für koronare Herzkrankheit (730 Ereignisse; Acesulfam-Kalium: 1,40, 1,06 bis 1,84, P = 0,02; Inzidenzraten 167 und 164; Sucralose: 1,31, 1,00 bis 1,71, P = 0,05; Inzidenzraten 271 und 161).